Samstag, 7. Januar 2012

Feliz Navidad

Anfang Advent (obwohl es Advent hier eigentlich nicht gibt) haben wir uns erst mal ein langes Wochenende frei genommen, um mal ein bisschen mehr von unserer Umgebung zu sehen. Von Pozuzo aus sind wir in Richtung Cordillera zu einer dreitägigen Wanderung aufgebrochen. Dort wo die Straße aufhört, fing unser Weg an. Den ersten Tag ging es die ganze Zeit an einem Fluss entlang durch den Urwald. Dafür war es aber schon ziemlich steil. Nach vier Stunden angegebener Laufzeit (wir Gringos haben ein bisschen länger gebraucht) sind wir in einem Dorf angekommen. Dort haben wir festgestellt, dass es sogar eine Schule, eine Krankenstation, eine Kirche, Strom und ein Telefon gab. Mit alle dem hatten wir irgendwie nicht gerechnet, aber so haben wir eine gemütliche Nacht verbracht. Für den nächsten Tag hatten wir uns schon Schlimmes vorgestellt, weil unser Guide meinte, dass es wenigstens 10 Stunden Laufzeit, 30 Kilometer und 2000 Höhenmeter zu bewältigen gibt. Doch mit vielen frischen Bananen ausgerüstet sind wir besser voran gekommen als vorher gedacht. Irgendwann am frühen Nachmittag, als wir den Wald schon verlassen hatten, fing es dann an zu regnen. Daraufhin hat sich der Weg ziemlich schnell in einen kleinen Fluss verwandelt und unsere Schuhe haben ihr Gewicht vervielfacht. Dafür ist die Landschaft mit ihren umnebelten Bergen immer beeindruckender geworden und irgendwann haben wir den höchsten Punkt doch noch erreicht. Von dort konnte man das nächste Dorf schon sehen. Es bestand allerdings nur aus einer Schule und ein paar kleinen Hütten. Beim Ankommen sind wir von der Lehrerin freundlich begrüßt worden. Sie hat ihr Zimmer geräumt, damit wir dort übernachten können. Dort haben wir unsere nassen Sachen abgelegt. Danach sind in die Küchenhütte gegangen, um uns dort ans Feuer zusetzen und uns mit der Lehrerin ein bisschen über das Leben im Dorf zu unterhalten. Die Kinder laufen bis zu drei Stunden, um zur Schule zu kommen, dem entsprechend kommen bei Regen dann halt weniger. Und alle Menschen dort oben leben eigentlich nur von Kartoffelanbau und ein bisschen Tierhaltung. Das ist schon noch mal etwas anderes als bei uns, wo es eine Straße gibt. So gab es dann auch zum Abendessen drei verschiedene Sorten Kartoffeln auf dem Teller.
Am nächsten Tag ging es dann nur noch bis zur nächsten Straße zwei Stunden bergab. Von Muña, dem Dorf wo wir ankamen, sind es ungefähr genauso viele Stunden mit dem Auto zurück nach Pozuzo wie zu Fuß. Trotzdem haben wir uns für die motorisierten Fahrzeuge entschieden. Zuerst mal ging es mit einigen Schafen auf einem kleinen LKW und dann mit einem Taxi bis Huanuco. Dort haben wir noch eine Nacht lang eine richtige Stadt genossen, um dann am nächsten Tag nach Oxa zurück zu fahren. Während der Fahrt waren wir sogar so hoch, dass wir Schnee gesehen haben, und eigentlich wollten wir uns zu den Alpakas stellen und eine weiße Weihnacht abwarten, aber dann ging es doch zurück in den Regenwald.

Hier im Projekt ging es dann stark auf die großen Ferien zu und das hat man Allen angemerkt. Am nächsten Wochenende war dann „fiesta de promocion“ - der Abschlussball der Schulabgänger. Nachdem der offizielle Teil mit vielen Reden gelaufen war, gab es ein Fest wie alle Feste hier: viel Cumbia zum Tanzen und Bier für's ganze Dorf. Die Jungens aus dem Projekt mussten allerdings schon relativ schnell wieder gehen und durften nichts trinken. Für den Rest vom Dorf wurde das Fest um drei Uhr morgens durch einen Stromausfall im ganzen Dorf beendet. Vielleicht war es auch besser so.
In der kommenden Woche gab es auch im Projekt eine Verabschiedungsfeier, allerdings nicht für die Schulabgänger. Sondern die, die ihre especialidad beendet haben. Das ist ein Jahr nach der Schule, in dem sich die Jungen in den zwei Werkstätten, die ihnen am besten gefallen, spezialisieren. In dieser Woche mussten sie dann ihre Abschlussarbeiten präsentieren, an denen sie die letzte Zeit intensiv gearbeitet hatten. Das „Deficon“ wie sich die Arbeit nennt wird dann benotet, wodurch sie ein allgemein anerkanntes Zeugnis über ihre Arbeit haben.
Am nächsten Abend gab es die Abschlussfeier mit Tanz im Auditorium. Dazu kamen auch die Mädchen aus Quillazu und die Jungen durften Chicas aus dem Dorf einladen –ein ganz großes Ereignis!
In der Woche wurde für Weihnachten geschmückt. Wir haben eine Krippe und an allen Häusern hängen Lichterketten. Heiligabend Vormittag haben wir noch gearbeitet um fünf gab es dann Kaffeetrinken mit Paneton und Kakao, dabei haben die Jungen auch ihre Geschenketüten (wieder mit Paneton und Schokolade) bekommen. Den ganzen Rest vom Tag hatten dann alle die Erlaubnis ins Dorf zu gehen. Dort gab es um zehn Uhr einen schönen Gottesdienst, der mit dem Segnen der mitgebrachten Jesuskinder für die Krippen und wieder Paneton essen geendet hat. Danach mussten wir auch schon hoch gehen, weil es um halb zwölf das lang ersehnte Festmahl gab, für das am Tag vorher extra ein Schwein geschlachtet wurde. Um Mitternacht haben sich alle frohe Weihnachten gewünscht. Weil Weihnachten der einzige Tag im Jahr ohne festgelegte Bettzeit ist, waren die Jungen noch die ganze Nacht auf den Beinen. Wir (Freiwillige) haben dann erst mal unsere Pakete geöffnet. Ich glaube ich habe mich noch nie so über Marzipan, Lebkuchen und Spekulatius gefreut, das war echt unglaublich lecker. Danach sind wir dann noch mal ins Dorf gegangen, wo ein typisches Fest mit Cumbia zum Tanzen im vollen Gange war. Da es aber glaube ich im ganzen Dorf niemand gab, der nicht sturzbesoffen war, habe ich es nicht so lange dort ausgehalten. Die ganze Woche bis Silvester gab es dann eigentlich immer irgendwo Feste der gleichen Art.
Das neue Jahr habe ich in Oxapampa eingeläutet. Hier ist es Tradition, dass Puppen mit alten Kleidern verbrannt werden als Symbol dafür, dass das Alte im alten Jahr bleiben kann. So gab es um Mitternacht zwar wenig Feuerwerk, dafür aber lauter kleine Feuer in der Straße zu sehen.
So habe ich die Feiertage verbracht. Jetzt sind bei uns Ferien und alles etwas ruhiger. Die Hälfte der Schüler ist grade auf Familienurlaub gefahren. Und die Hälfte die noch hier ist, muss nur ihre täglichen Aufgaben machen, danach gehen sie ins Dorf zum Fußballspielen oder gehen im Pool baden.